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Geologischer Dienst
Nordrhein-Westfalen
Landesbetrieb
Für eine voraussichtlich 150 m tiefe Kernbohrung bei Raesfeld haben in dieser Woche die Arbeiten begonnen. Die Krefelder Fachleute vom Geologischen Dienst NRW erwarten von der Bohrung wichtige, noch fehlende Erkenntnisse zum Aufbau des Untergrundes in der Region. Diese Daten benötigen sie für eine neue digitale geologische Karte, die zurzeit für den Raum Hünxe – Dorsten – Brünen – Raesfeld erarbeitet wird.
Ob Grundwasserschutz, Erdwärmenutzung, Planungsdaten zum Untergrund oder auch das Erkennen potenzieller Geogefahren: Viele Vorhaben können ohne die Daten des Geologischen Dienstes NRW nicht durchgeführt werden. Er betreibt die geologische Landesaufnahme für ganz NRW und erhebt geowissenschaftliche Grundlagendaten. Bohrkerne liefern dabei ungestörte Proben, an denen neben der Sedimentabfolge auch zu sehen ist, wie die Schichten im Untergrund lagern und ob sie von Verwerfungen durchzogen werden. Dies sind dringend notwendige Referenzdaten, um die Verbreitung, Mächtigkeit und den Aufbau der Gesteinsschichten im Untergrund zu erfassen und in geologischen Karten und Informationssystemen darzustellen.
Mit der Kernbohrung bei Raesfeld werden gezielt die mehr als 95 Millionen Jahre alten Gesteine aus der frühen Kreide-Zeit erkundet, die in der Region – entgegen bisheriger Annahmen – sehr oberflächennah vorkommen. Die Meeresablagerungen bestehen aus unterschiedlich harten Kalk- und Mergelsteinen, die zur Tiefe hin auch verkieselt und teilweise sandig sein können. Überlagert werden sie am Bohrpunkt lediglich von ca. 34 Millionen Jahre alten, etwa 15 Meter mächtigen Sanden der Tertiär-Zeit. Erkenntnisse aus einer benachbarten Bohrung des Geologischen Dienstes NRW aus dem Jahr 2018 lassen vermuten, dass mit der aktuellen Bohrung die komplette kreidezeitliche Schichtenfolge erfasst werden kann, möglicherweise auch noch darunter liegende Gesteine aus der Jura-Zeit. Gleichzeitig wird ersichtlich, ob die Schichten im Untergrund entlang einer Störung versetzt oder übereinander geschoben sind. Bisher ist diese Region geologisch nur wenig untersucht, sodass der genaue Schichtenaufbau im Untergrund unklar ist und noch viele Fragen zur Geologie offen sind.
„Die Bohrung wird voraussichtlich 3 bis 4 Wochen dauern“, so der verantwortliche Geologe Dr. Tobias Püttmann. Zum Ende des Bohrvorgangs erfolgt eine geophysikalische Vermessung des Bohrlochs durch den Geologischen Dienst NRW. Damit werden Daten zu den Gesteinseigenschaften und den Grundwasserverhältnissen erfasst. Die genaue Bohrkernaufnahme mit der Beschreibung der Sedimentabfolge findet im Anschluss im Geologischen Dienst in Krefeld statt.
Den Geowissenschaftler*innen bietet sich dann ein naturgetreues Abbild der durchbohrten Schichten und sie haben Möglichkeiten zur Beprobung für weitere Untersuchungen. So können Eigenschaften, wie zum Beispiel der Kalkgehalt und der weitere Chemismus, die Dichte oder die Wärmeleitfähigkeit, im Labor ermittelt werden. Auch paläontologische Untersuchungen, wie die Bestimmung und Altersdatierung der enthaltenen Makro-, Mikro- und Nannofossilien, können vorgenommen werden.
Alle Ergebnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen, das die Grundlage für ein späteres 3D-Untergrundmodell der Projektregion bildet. Gerade im Hinblick auf zukunftsweisende Planungen sind geologische Informationen unverzichtbar, zum Beispiel für die Nutzung von klimaschonender und umweltfreundlicher Erdwärme, die ohne Kenntnisse des Untergrundes und der Gesteinseigenschaften nicht möglich wäre. Auch für den Schutz unseres kostbaren Grundwassers sind Geo-Daten erforderlich.
Die Bohrung bei Raesfeld steht Pressevertreter*innen gerne nach Absprache zum Besuch offen. Vor Ort besteht die Möglichkeit zu Interviews. Bitte vereinbaren Sie einen Termin! Aktuelle Informationen zur Bohrung finden Sie unter Geologie > Geodaten erheben & bewerten
Wir über uns
Der Geologische Dienst NRW ist die geowissenschaftliche Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen. Seit mehr als 60 Jahren erheben wir geowissenschaftliche Informationen im gesamten Bundesland, bereiten sie auf und machen sie für die Praxis nutzbar. Diese Basisinformationen dienen der Sicherung eines gesunden Lebensraumes, für dessen nachhaltige Entwicklung wir uns einsetzen. Sie sind die Grundlage für unser umfassendes Beratungsangebot zu den Themenfeldern Geologie, Boden, Gesteinsrohstoffe, Grundwasser, geophysikalische und geotechnische Untergrundeigenschaften, oberflächennahe und tiefe Geothermie sowie Endlagersuche für radioaktive Abfälle. Wir ermitteln Daten zur Risikovorsorge bei Gefahren, die vom Untergrund ausgehen, und betreiben das landesweite Erdbebenalarmsystem. Unsere Erkenntnisse stellen wir der Politik und Verwaltung, der Wirtschaft, den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung – digital oder analog durch Geo-Informationssysteme, Karten, Daten und Schriften. Viele dieser Informationen sind über unsere Onlinedienste und Datenportale frei zugänglich.
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Bohrkerne aus einer Kernbohrung des Geologischen Dienstes aus dem Jahr 2018: Die harten kreidezeitlichen Kalksteine sind etwa 95 Millionen Jahre alt. Am Bohrpunkt bei Raesfeld werden sie bereits in 15 Metern Tiefe erwartet.
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Bohrkerne aus einer Kernbohrung des Geologischen Dienstes aus dem Jahr 2018: Etwa 100 Millionen Jahre alte, dunkelgrüne Sandmergelsteine lagern auf sehr harten, verkieselten Kalksteinen. Die Grünfärbung ist typisch für die Gesteine aus dieser erdgeschichtlichen Epoche. Sie wird durch das Mineral Glaukonit hervorgerufen.
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