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Für eine Kernbohrung in Kempen haben in dieser Woche die Arbeiten begonnen, noch zwei weitere Bohrungen am Niederrhein werden folgen. Die Fachleute des Geologischen Dienstes NRW (GD NRW) erwarten von den jeweils bis maximal 60 Meter tiefen Bohrungen wichtige Erkenntnisse zum Aufbau des Untergrundes in der Region und insbesondere zur sogenannten „Krefelder Scholle“.
Vier Bohrungen sind in diesem Jahr zur Untersuchung des Schichtaufbaus der „Krefelder Scholle“ am linken Niederrhein geplant – die erste der vier Bohrungen in Viersen ist soeben erfolgreich zu Ende gegangen. Die Krefelder Scholle als geologische Einheit ist in weiten Teilen in ihrem Aufbau noch nicht zusammenhängend erforscht. Vor allem die Erfassung verschiedener Schichtgrenzen im Untergrund und die genaue Zusammensetzung der Gesteinspakete stehen im Fokus der Untersuchungen. Hiervon erwarten die Krefelder Forscherinnen und Forscher auch eine bessere Abgrenzung der verschiedenen eiszeitlichen Sedimentationsphasen. Die über Hunderttausende Jahre währenden Eiszeiten haben mit Kiesen und Sanden, Tonen und Schluffen, mit Geröllen und von Gletschern transportierten Geschieben mächtige und teilweise auch landschaftlich markante Sedimentpakete hinterlassen. Die Bohrungen schließen Erkenntnislücken zum Untergrund; sie dienen dem besseren Verständnis der Entstehung, der Verbreitung und der Eigenschaften der sowohl zur Tiefe hin, wie auch in ihrer räumlichen Verteilung, sehr heterogenen Sedimentlagen im Untergrund.
Das Bohren von Rammkernen ist ein besonderes Verfahren, um in lockeren, unverfestigten Gesteinsschichten durchgängige Proben zu erhalten. Dabei wird in Meterschritten eine Gesteinssäule wie mit einer großen Stechform ausgestanzt und mit einem Kunststoffrohr ummantelt. Meter um Meter ergibt sich so eine weitgehend ungestörte Abfolge der Schichten, die den Gesteinsaufbau und viele andere Details erkennen lässt. Wir setzen dieses Bohrverfahren ein, um Lockergesteinsschichten der Quartär- und Tertiär-Zeit zu erkunden, die hier am Niederrhein den Untergrund bis in über 200 m Tiefe aufbauen. Rammkernbohrungen liefern Referenzdaten, um die Verbreitung und den Aufbau von Schichtenfolgen zu ermitteln und in geologischen Karten darzustellen. Aus ihnen erhalten wir wichtige Erkenntnisse zur Beurteilung des Untergrundes, beispielsweise hinsichtlich der Grundwasserführung, der Standsicherheit oder der Nutzung von Erdwärme.
Bei der für die Dauer von wenig mehr als einer Woche geplanten Bohrung – diesmal werden 40 bis 45 m Bohrungstiefe erwartet – werden durchgehend Gesteinskerne aus den lockeren Sedimenten gewonnen. „Die Bohrkerne geben uns Auskunft über die Zusammensetzung, die Mächtigkeit und die Verbreitung der erbohrten Schichten“, so Geologin Stefanie Tobler vom GD NRW. Dies sind notwendige Informationen, um den geologischen Aufbau zu verstehen und anschließend ein dreidimensionales Bild des Untergrundes zu erstellen. In den GD-eigenen Laboratorien in Krefeld werden die gewonnenen Bohrkerne umfassend untersucht, bevor sie im Bohrkernarchiv als Referenzmaterial dauerhaft eingelagert werden. Zur Charakterisierung und Alterseinstufung der erbohrten Schichten werden die Kerne auf ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften sowie auf ihren Schwermineral- und Fossilinhalt hin untersucht. Zusammen mit geophysikalischen Messungen im Bohrloch liefert das geowissenschaftliche Untersuchungsprogramm wertvolle Daten über den Untergrund im Bereich der Krefelder Scholle. Alle Erkenntnisse fließen in einem Geo-Informationssystem zusammen. Im Hinblick auf zukunftsweisende Planungen sind diese geologischen Informationen unverzichtbar.
Die zweite der Bohrungen in Kempen und auch die weiteren Bohrungen in Krefeld und Kaarst, über deren Bohrbeginn wir Sie jeweils gesondert informieren, stehen der Presse gerne nach Absprache für Besuche offen. Vor Ort besteht die Möglichkeit zu Interviews. Bitte vereinbaren Sie einen Termin!
Wir über uns
Der Geologische Dienst NRW ist die geowissenschaftliche Einrichtung des Landes NRW. Wir erforschen den Untergrund und die Böden in NRW, sammeln alle Geo-Daten und stellen diese in Onlinediensten und Datenportalen frei zur Verfügung. Wir bewerten die Geo-Risiken, überwachen die Erdbebenaktivität und betreiben das Erdbebenalarmsystem NRW. Unsere Daten zum tieferen geologischen Untergrund liefern die Grundlage für die Nutzung von klimafreundlicher Erdwärme und für die Herausforderungen der Nachbergbauzeit. Wir erkunden die wertvollen Rohstoffe von NRW und monitoren ihre Gewinnung für eine nachhaltige und sichere Versorgung. NRW ist reich an Grundwasser, Heilquellen und Mineralwässern. Erschließung und Schutz des kostbaren Wassers gehen nicht ohne unser Know-how und unsere Daten. Wir beraten und liefern Geo-Daten zum Untergrund: für Gebäude, Straßen, Brücken, Staudämme, Tunnel, Bahngleise und Deponien. Wir unterstützen die Sicherung und Erschließung von herausragenden geowissenschaftlichen Objekten wie Höhlen, Felsen und besonderen Landschaftsformen. Land- und Forstwirtschaft vertrauen auf unsere Bodenkarten, auch für eine klimaangepasste Flächenbewirtschaftung. Geo-Daten sind unverzichtbar – für ein sicheres und lebenswertes NRW!
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