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Überall, wo der Mensch Bodenaushub und Abraum aufschüttet, entsteht innerhalb von Jahrzehnten dieser junge Boden. Seine Eigenschaften sind je nach Kippsubstrat sehr unterschiedlich. Boden aus verkipptem Kohlesand ist meist trocken, nährstoffarm und sauer. Boden aus verkipptem Löss speichert viel Wasser und ist nährstoffreich, neigt aber zur Verdichtung. Größere Flächen mit Kippenböden gibt es überwiegend in den Braunkohlerevieren im Rheinland, in der Lausitz und in Mitteldeutschland. Kleinflächig sind Kippenböden in ganz Deutschland verbreitet, nämlich überall dort, wo aus verkipptem Erdaushub neuer Boden entsteht.
Für die Gewinnung von Rohstoffen in Tagebauen, beispielsweise im Bereich der Braunkohlereviere oder in Sand- und Kiesgruben, wird der ursprüngliche Boden komplett abgetragen. Das Bodengefüge wird dabei zerstört. Werden nach Ende des Rohstoffabbaus die Gruben mit Abraum verfüllt und das aufgekippte Material sachgerecht rekultiviert, können sich wertvolle Acker- und Waldböden entwickeln.
Für eine landwirtschaftliche Folgenutzung wird der zuvor abgetragene und zwischengelagerte Mutterboden über dem Verfüllungsmaterial aufgetragen. Danach werden über mehrere Jahre „Pionierpflanzen“ angebaut, zum Beispiel Luzerne. Die Luzerne durchwurzelt den Boden tiefgründig, lockert ihn dabei auf und sorgt gleichzeitig für eine Anreicherung von Stickstoff. Der Neuboden beginnt langsam Humus anzureichern, wird mit Mikroorganismen belebt und kann allmählich ein Bodengefüge aufbauen.
Bei der forstlichen Rekultivierung wird in den Tagebaugebieten des Rheinlandes eine Mischung aus Löss, Sand und Kies als oberste Schicht aufgebracht. Das lockere Bodenmaterial kann ausreichend Wasser speichern und wird – häufig ohne weitere Vorbereitung – mit einer Mischung aus geeigneten Laubbaumarten bepflanzt.
Im Rheinischen Braunkohlerevier sind die verkippten Lösse eine gute Grundlage für eine ertragreiche landwirtschaftliche Folgenutzung. Sie sind nährstoffreich und haben mit ihren bindigen Eigenschaften einen guten Wasserhaushalt. Doch selbst bei optimaler Rekultivierung dauert es Jahrzehnte bis die landwirtschaftlichen Erträge das Niveau der Erträge auf natürlichen Böden erreichen. Im Ruhrgebiet kommen Kippenböden vor allem auf rekultivierten Bergehalden und Deponien vor, die heute oft der Erholungsnutzung dienen, teils aber auch aufgeforstet wurden.
Dort, wo die jungen Böden sich selbst überlassen bleiben, entwickeln sich gerade auf extremen Standorten mit nährstoffarmen und trockenen Böden wertvolle ökologische Nischen für Pflanzen und Tiere. Hier ist der Kippenboden Startschuss für die Entstehung abwechslungsreicher Naturschutzgebiete, die unsere stark genutzte Kulturlandschaft bereichern.
Junge Aufforstung auf der Sophienhöhe bei Jülich, einer mit Forstkies abgedeckten Abraumhalde.
Bei sachgerechter Rekultivierung entstehen langfristig wertvolle Ackerstandorte.
Noch strukturloser Ackerboden aus aufgespültem Löss über Abraum aus tertiärzeitlichem Sand und Kies.
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