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Fossil des Jahres 2024: Spurenfossil Tambia spiralis aus dem Unterperm.
Mit freundlicher Genehmigung der Bildautoren Anna Pint & Peter Frenzel, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Woher kommen diese schönen Spuren? Durch Eingraben, Fressen oder Ausbrüten in weichen festländischen Sedimenten? Was Paläontologinnen und Paläontologen anhand von Fossilfunden über die Lebensbedingungen in der Vorzeit herausfinden können, ist oft außergewöhnlich, bleibt manchmal jedoch auch rätselhaft. So tatsächlich beim Fossil des Jahres 2024. Zum ersten Mal wurde jetzt ein Spurenfossil gekürt, von dem bis heute keine Körperfossilien und so gut wie nichts über seine Entstehung bekannt sind.
In den Sandsteinen der berühmten Tambach-Formation des Unterperms im Thüringer Wald, südlich von Gotha gefunden, wurde Tambia spiralis im Jahr 1956 zuerst beschrieben. Vieles an diesen symmetrischen, ästhetisch ansprechenden Spuren ist bisher noch völlig unbekannt. Zum Beispiel die Frage nach dem Organismus, der sie uns vor etwa 285 Mio. Jahren hinterlassen hat. Ob es Tiere aus der Gruppe der Gliederfüßer oder kleine Landwirbeltiere (Tetrapoden) waren, wird zurzeit intensiv diskutiert. Ist es eine Oberflächenspur oder ist sie durch Graben oder Weiden im flachen und weichen Sediment auf dem Festland entstanden? Das Fossil des Jahres kommt oft zusammen mit Trittsiegeln größerer Tetrapoden vor, die in den Sandsteinen gut erhalten sind. Tambia spiralis ist meist aus parallelen, kleinen Furchen zusammengesetzt, die zusammen spiralförmige Figuren ergeben. Die Gebilde sind im Durchmesser nur wenige Zentimeter groß. Ursache und Entstehung der oft leicht variierten Strichbündel sind noch völlig unbekannt. Tambia spiralis ist in den Steinbrüchen des Bromackers bei Tambach-Dietharz häufig. Da die Sandsteine sehr begehrte Bausteine waren, finden sich an einigen öffentlichen Gebäuden der Umgebung die Spurenfossilien wieder. Ein genauer Blick auf Hausmauern, Brunnen und Kirchen lohnt sich also! Mittlerweile wurde Tambia spiralis auch in anderen Regionen gefunden, die Verbreitung ist somit nicht auf das Gebiet des Thüringer Waldes beschränkt. Bleibt zu hoffen, dass die Paläontologie uns auch irgendwann den Erzeugerorganismus dieser geheimnisvollen Spuren präsentieren wird …
In einigen bedeutenden Naturkundemuseen und Universitätssammlungen sind die Zeugen permischen Lebens und auch Tambia spiralis zu bewundern. Zum Beispiel im BROMACKER lab im Schloss Friedenstein in Gotha, in dem die überregional bedeutsame geologische und paläontologische Erforschungsgeschichte des Raumes aufgearbeitet und präsentiert wird.
Die Paläontologische Gesellschaft mit Sitz in Offenbach kürt seit 2008 jährlich das Fossil des Jahres, um die Bedeutung fossiler Objekte und deren Erforschung durch die Paläontologie stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
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