Direkt zum Hauptmenü, zum Inhalt.
Ackerböden können auf verschiedenen Bodentypen ausgeprägt sein – je nachdem, was uns Menschen zur Gewinnung unserer pflanzlichen Lebensmittel zur Verfügung stand und steht. Den Ackerboden gibt es nicht. Seit Jahrtausenden passen wir uns den Gegebenheiten und gleichzeitig den Boden unseren Bedürfnissen an. Durch mechanische Bodenbearbeitung, Düngung und weitere kulturtechnische Maßnahmen haben wir unsere Böden zu Lebensmittellieferanten umgestaltet und gleichzeitig Kulturlandschaften geschaffen. Dadurch wurden nicht nur Sickerwasserböden wie z. B. Braunerden, sondern auch Stauwasser- und Grundwasserböden zu Ackerböden. So vielfältig die als Acker dienenden Böden in NRW sind, so vielfältig sind auch die Nutzpflanzen, die wir auf ihnen anbauen. Ackerböden erlauben uns einen Blick in die jüngere Menschheitsgeschichte, bilden in Mitteleuropa unsere Lebensgrundlage, sind ein wichtiger Bestandteil in den Kreisläufen des Naturhaushalts und daher erhaltens- und schützenswert.
Vor ca. 7 000 Jahren, in der Jungsteinzeit, hielt der Ackerbau in der Niederrheinischen Bucht Einzug. Angebaut wurden Emmer, Einkorn, Erbsen, Linsen, Lein und Mohn. Später kamen noch verschiedene Weizen- und Gerstenarten hinzu sowie Rispen- und Kolbenhirse, Hafer und Bohnen. Der Anbau fand auf lössreichen Böden statt – vermutlich mit Hacken. Später, am Ende der Jungsteinzeit, kam mit dem Ard oder Hakenpflug eine neue Ära der Bearbeitungsintensität hinzu. Heute kann diese Bearbeitung, je nach Ackerkultur, heute ca. 30 Zentimeter tief in den Boden reichen. Ackerböden stellen auch ein wichtiges Archiv der Kulturgeschichte dar. So lässt sich durch Lesefunde oder archäologische Ausgrabungen bestimmen, wo unsere Vorfahren siedelten und wie sie ihre Felder kultivierten. Über Generationen hinweg hat der Mensch als bodenbildender Faktor z. B. im Münsterland ertragsarme Böden durch jahrhundertelangen Auftrag von organischer Substanz wie z. B. Grasplaggen und Stallmist angepasst und für seine Zwecke verbessert.
Ackerböden sind geprägt von einem Bearbeitungshorizont: der Ackerkrume. Sie entsteht durch langjährige Bewirtschaftung mit Pflug oder anderen landwirtschaftlichen Geräten. Mit bloßem Auge lässt sich die Ackerkrume vom Unterboden meist anhand ihrer einheitlichen dunkelbraunen oder gräulich-schwärzlichen Farbe unterscheiden. Dafür verantwortlich ist ihr höherer Humusgehalt, das heißt ein größerer Anteil an organischen Kohlenstoffverbindungen. Dieser kann z. B. durch die Bewirtschaftungsweise und Fruchtfolge in gewissem Maße reguliert werden. In vielen Böden ist dieser Horizont, auch Ap-Horizont genannt („p“ für „gepflügt“), durch die konstante Pflugtiefe durchgehend gleich mächtig. Verbleibende Erntereste, Wurzeln oder eingebrachte organische Dünger bilden eine Nahrungsgrundlage für zahlreiche Bodenlebewesen. Unter ihnen sind Regenwürmer die natürlichen Ingenieure des Bodens. Ihre röhrenförmigen Gänge verbessern die Bodenbelüftung, die Wasserdurchlässigkeit und die Struktur – standortabhängig auch unterhalb der Ackerkrume. Indem sie Bodenmaterial verdauen und ausscheiden, sorgen sie für einen besseren Zusammenhalt der Bodenpartikel und stärken so die Aggregatstabilität des Bodens.
Reiche Rübenernte.
Weißkohl-Acker.
Maiskolben.
Weltweit werden über 90 % der Nahrungsmittel durch pflanzliche und auch tierische Bodennutzung erzeugt. In NRW wird etwa ein Drittel der Landesfläche zum landwirtschaftlichen Anbau von Pflanzen verwendet. Diese werden auch für die Herstellung von Bioenergie, Papier, Verpackungen und Pellets genutzt. Nicht alle Ackerböden sind gleich: Die Eignung der Böden für den Anbau verschiedener Feldfrüchte unterscheidet sich stark standortabhängig. Maßgeblich sind u. a. die jeweiligen Eigenschaften des Bodens wie z. B. die Bodenart, die Mächtigkeit des Bodens und die herrschenden Grund- und Stauwasserverhältnisse. Die Fruchtbarkeit des Bodens hängt also nicht nur vom humosen Oberboden ab, sondern auch von den tieferen Unterbodenhorizonten. Zudem spielt das Wasserspeichervermögen eine besondere Rolle. Dieses hängt u. a. von der Körnung und dem Humusgehalt des Bodens ab. Pflanzen, die mit ihren Wurzeln je nach Beschaffenheit des Bodens tief in diese Bereiche vordringen, können Nährstoffe und Wasser erschließen und Trockenphasen besser überstehen. Lössreiche Böden gelten als sehr ertragreich und werden für mehr als zwei Drittel des weltweiten Getreideanbaus genutzt. Neben Getreide ist in NRW der Anbau von Winterraps, Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse von großer Bedeutung.
Ackerböden sind empfindlich und verdienen unseren Schutz, auch wenn sie vermeintlich überall vorkommen. Die Ackerböden in der Nähe von Siedlungen sind lokal oftmals die ertragreichsten – unsere Vorfahren wurden meist unmittelbar dort sesshaft, wo sie fruchtbare Böden vorfanden. Durch ihre für die Erschließung als Wohn- oder Gewerbegebiet günstige Lage wurden und werden Sie auch heute oft versiegelt. Felder werden als Freizeit- und Erholungsflächen umgestaltet, die mitunter weiterhin positive Auswirkungen auf die Vitalität der Böden und die belebte Umwelt haben können. Anders sieht es dort aus, wo Ackerböden für Verkehr- und Infrastrukturmaßnahmen, vor allem für unterirdischen Leitungsbau oder Starkstromtrassen, versiegelt oder genutzt werden. Dennoch fehlt, durch jegliche Art der Umgestaltung unserer Äcker, Fläche für die Nahrungsmittel- oder Rohstoffproduktion. Denn Boden ist nicht vermehrbar.
Maßnahmen zur Erhaltung unserer Ackerböden könnten sein: durch rechtliche Vorgaben die Versiegelung auf das nötigste Maß zu minimieren und vor allem Böden nachhaltiger zu nutzen. Ackerböden sind auch durch Abgrabung, Erosion, Verdichtung, Schadstoffeintrag oder den Klimawandel gefährdet. Wiederholtes Befahren mit schwerem Gerät belastet die Bodenstruktur und beeinflusst die Lebensbedingungen für Bodenlebewesen nachteilig. So werden der Nährstoffaustrag und die abnehmende Bodenfruchtbarkeit begünstigt. Unsere Bodenkarten im Maßstab 1:5 000können bei einer standortgerechten Bodenbearbeitung helfen, um längerfristig eine umweltschonende und gleichzeitig leistungsfähige Landbewirtschaftung voranzutreiben.
Das Kuratorium Boden des Jahres ist ein Gremium der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Bundesverbandes Boden sowie des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling. Das Kuratorium präsentiert den Boden des Jahres jeweils zum Weltbodentag am 5. Dezember für das Folgejahr in Berlin mit der Förderung des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau.
© Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen Landesbetrieb